Eingewöhnung

So starten wir


Die richtige Eingewöhnung ist ein sehr wichtiger Bestandteil meiner pädagogischen Arbeit. Mir ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten wohl und sicher fühlen. Und das nicht nur kurzfristig. Es ist so ein großer und wichtiger Schritt für Ihr Kind, nicht mehr rund um die Uhr nur von Ihnen betreut zu werden.  Außerdem ist es eine große Herausforderung die neue Umgebung, Personen und Regeln kennenzulernen. Wenn ihr Kind eine sichere Bindung zu mir aufgebaut hat, kann es selbständig auf Entdeckungsreise gehen und alles erforschen und erkunden. Man könnte das Verhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Kind als Symbiose sehen. Wenn es Ihnen nicht gut geht, spürt Ihr Kind das und umgekehrt natürlich auch. Das soll heißen, sobald Sie sich unsicher sind oder ein Unbehagen verspüren, geht es Ihrem Kind genauso. Um das zu verhindern ist es wichtig, dass wir bereits von Anfang an offen und ehrlich miteinander umgehen. Damit ich richtig auf das Verhalten Ihres Kindes reagieren kann, ist es unerlässlich, dass Sie mir bereits im Vorfeld Ihr Kind ausgiebig beschreiben. Dafür gehen wir in einen intensiven Austausch. Ich kann die Anzeichen Ihres Kindes nur richtig interpretieren, wenn Sie mich ausgiebig teilhaben lassen. Ich möchte von Ihnen lernen, Ihr Kind zu verstehen. Dafür biete ich Ihrem Kind einen stabilen Rahmen und einen konstanten Tagesablauf. Eine behutsame Übergangszeit vom Familienleben zur Betreuung in der Kindertagespflege ist ein entscheidender Faktor für die weiteren Meilensteine ihres Kindes. 


Eine fehlende oder zu kurze Phase der Eingewöhnung kann erhebliche Folgen haben. Kinder könnten öfter oder länger krank sein oder ein ängstlicheres Verhalten zeigen. Daher findet die Eingewöhnung bei mir nach dem Berliner Modell, welches ich im folgenden beschreiben werde, statt.

Das Berliner Modell besteht aus 6 Schritten. Im ersten Schritt möchte ich Sie über den Ablauf informieren und nochmals die Wichtigkeit aufzeigen.


Wann und wie lange: 

Bitte nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Eingewöhnung. Idealerweise planen Sie zwei bis vier Wochen ein. In dieser Zeit sollte immer die selbe Bezugsperson ihr Kind zu mir bringen. Das kann Mama, Papa, Oma oder auch Onkel sein, wichtig ist, dass Ihr Kind eine feste Bindung zu dieser Bezugsperson hat. Sie, als sicherer Hafen für Ihr Kind, sind das Fundament und entscheidend für die Eingewöhnung. Sie sollten in diesem Zeitraum keinen Urlaub planen um die Eingewöhnung nicht zu unterbrechen. Ein Umzug könnte es Ihrem Kind ebenso erschweren sich in der Kindertagespflege wohl zu fühlen. 

Wenn Sie also wissen, dass Sie, zum Beispiel, ab Oktober wieder arbeiten werden, beginnen wir bereits im September mit der Eingewöhnung. Je mehr Zeit Sie haben umso stabiler kann sich ihr Kind eingewöhnen. Denn ein Beziehungsaufbau dauert.   

Ich werde in dieser Zeit keine Ausflüge oder besondere Projekte planen um mich voll und ganz auf Ihr Kind konzentrieren zu können und es ihm so leicht wie möglich zu machen im LI - LO - LAND anzukommen. 




Die 3 tägige Grundphase:

Idealerweise beginnen wir an einem Montag. Sie kommen an diesen Tagen mit Ihrem Kind für 1 - 2 Stunden in die Kindertagespflege. Ihr Kind kann sich umschauen und alles kennenlernen. Ich versuche vorsichtig, über Spielangebote,  Kontakt zu Ihrem Kind aufzubauen. Sie können an einem Tisch einen Kaffee oder einen Tee genießen und ihr Kind aufmerksam beobachten und ihm zeigen, dass Sie für es da sind. Bitte lesen Sie keine Zeitung oder spielen Sie mit anderen Kindern. Das wird Ihrem Kind nicht helfen. An den drei Tagen wird noch kein Trennungsversuch stattfinden und die Pflegeroutine wird von Ihnen durchgeführt und von mir intensiv beobachtet. So kann ich lernen, was Ihnen und Ihrem Kind wichtig ist. Das liebste Kuscheltier/Schnuffeltuch sollte immer dabei sein und vorzugsweise zwei Mal vorhanden sein um eines hier lassen zu können. 





Der erste Trennungsversuch:

Am vierten Tag findet der erste Trennungsversuch statt. Sie verabschieden sich von Ihrem Kind und verlassen für maximal 30 Minuten den Raum. Ich werde Ihrem Kind nicht so etwas sagen wie „Papa ist gleich wieder da“, denn Ihr Kind kann eine Zeitangabe noch gar nicht verstehen. Daher ist es wichtig, dass Sie sich verabschieden und nicht „davon schleichen“. Wenn sich Ihr Kind schnell von mir beruhigen lässt, ist der Trennungsversuch gelungen. Geschieht dies aber nicht, rufe ich Sie nach circa 2 Minuten an und Sie kommen sofort wieder. Daher ist es sehr wichtig, dass sie telefonisch erreichbar sind und sich in unmittelbarer Nähe aufhalten.  

Hier können wir bereits sehen, wie lange die Eingewöhnung dauern könnte. Kinder die sich nicht leicht beruhigen lassen und sehr oft den Blickkontakt zu Ihnen suchen, benötigen weitere 2 - 3 Wochen Zeit. Wenn Ihr Kind hier schon anfängt zu spielen und nicht sofort weint, könnte die Eingewöhnung nach 1 - 1,5 Wochen abgeschlossen sein. Da jedes Kind individuell ist und es mal gute und auch mal schlechtere Tage gibt, sind das alles natürlich nur Richtwerte. 



Die Stabilisierungsphase:

Ab dem fünften Tag (der niemals ein Montag sein wird um neue Schritte nicht nach dem Wochenende beginnen zu lassen) übernehme ich immer mehr die Versorgung Ihres Kindes. Ich biete mich gezielt als Spielpartnerin an und ich reagiere auf die Signale Ihres Kindes. Die Pflegeroutine machen wir mindestens einmal gemeinsam, damit Ihr Kind erfährt, dass auch diese Situation hier alltäglich ist. Hier freue ich mich über Tipps und Tricks von Ihnen für Ihr Kind. In dieser Phase sucht Ihr Kind immer weniger den Blickkontakt und geht mehr auf meine Spielangebote ein.   


Wenn wir uns einig sind, dass sich Ihr Kind mit der kürzeren Eingewöhnung wohl fühlt, erhöhen wir die Zeiten der Trennung sukzessiv auf mehre Stunden täglich, aber immer unter Beachtung der Bedürfnisse Ihres Kindes.  Nach circa 10 Tagen ist die Stabilisierungsphase abgeschlossen.    


Wenn wir merken, dass für ihr Kind die längere Eingewöhnung komfortabler ist, beginnen wir mit einem erneuten Trennungsversuch erst am siebten Tag. Ich werde diesen Schritt intensiv begleiten und sensibel auf Ihr Kind eingehen. Wenn Ihr Kind am zehnten Tag noch deutliche Verunsicherung zeigt und sich nicht wohl fühlt, verlängern wir die Stabilisierungsphase um eine weitere Woche. Falls wir merken, dass auch in der folgenden Woche Ihr Kind sich nicht von mir trösten lässt, gehen wir in ein persönliches Gespräch und suchen weitere Ideen und Lösungen. 


Die Schlussphase: 

Ihr Kind akzeptiert mich als „sichere Basis“ und lässt sich auch von mir trösten. Es verbringt mehrere Stunden hier und erfreut sich an dem Alltag im LI - LO - LAND.  Es lernt die Rituale, baut ein Zugehörigkeitsgefühl auf und kommt grundsätzlich gern hier her. Diese Phase dauert mehrere Wochen an. Sie sollen jedoch jederzeit für Notfälle erreichbar sein, denn in manchen Situationen können nur Sie helfen. Ich werde niemals Sie sein können.


Abschluss:

Das Ende der Eingewöhnung ist erreicht, wenn sich Ihr Kind hier vollends sicher fühlt. Das erkennen wir daran, dass es bereitwillig, von sich aus und gerne in die Tagespflege kommt. Dass es sich von mir trösten lässt, dass es sich gerne in das Gruppengeschehen einfügt, dass es viel lacht und selten weint, dass es Aufmerksamkeit fordert, dass es eigene Spielideen hat, dass es sich in die Kleingruppe einfügt, Kontakt zu anderen Kindern durch Imitation oder Sprache herstellt und Rituale und Regeln lebt. Da es mich als „sichere Basis“ angenommen hat, wird es die Umgebung neugierig und selbständig erkunden. Ich freue mich schon sehr darauf, mit Ihrem Kind und Ihnen, diese spannende Zeit gemeinsam zu erleben.